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neue Heimat für gefährdete Arten

Paradies für seltene Arten - Gisselberger Spannweite

Die Nase - Fisch des Jahres 2020 - braucht kiesigen Gewässergrund zum Ablaichen. Die kleine Kreuzkröte bevorzugt für diesen Zweck besonnte kleine Tümpel. Beide Arten profitieren jetzt ebenso wie der schillernde Eisvogel von den neuen Strukturen in und an der Lahn im Bereich der "Gisselberger Spannweite".

In den Gemarkungen Gisselberg, Ronhausen und Cappel wurden auf einer Länge von 1,5 km rund 100 000 m³ Boden bewegt, um vielfältigen Lebensraum für gefährdete Tierarten zu schaffen.

Verzweigungen und Aufweitungen des Flussschlauches, die Anlage von Kiesdepots und der Einbau von Totholz sorgen nun dafür, dass immer wieder neue Strömungsverhältnisse und Strukturen im Gewässer selbst und der angrenzenden Aue entstehen, sich das Gewässer eigendynamisch entwickelt.

Die Maßnahme ist Teil des EU-LIFE-Projektes „Living Lahn – ein Fluss, viele Ansprüche“ und hat unter anderem die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie zur ökologischen Verbesserung der Lahn und ihrer Aue zum Ziel.

Davon profitieren Fische, die im Lauf ihres Lebens ganz unterschiedliche Gewässerstrukturen benötigen: Neben einer guten Wasserqualität muss ihnen der Fluss auch Nahrung, Laichplätze und Schutz vor Freßfeinden bieten.

In den Uferbereichen sollen sich vor allem Tierarten ansiedeln, deren Lebensraum durch die Änderung der klimatischen Verhältnisse bedroht sind. Dazu gehören z.B. bedrohte Amphibien wie die Kreuzkröte, Watvogelarten wie Bekassine, Kiebitz oder Flussregenpfeifer und verschiedene Fledermausarten, wie z. B. die Kleine Bartfledermaus oder der Große Abendsegler. Für den Erhalt dieser „Klimaverlierer“ werden gezielte Maßnahmen, etwa die Gestaltung der Ufer- und Auenbereiche oder die Anlage von Flachwasserzonen und Kleingewässern beitragen.

Die Chancen dafür stehen gut, denn der renaturierte Streckenabschnitt vernetzt die nahe liegenden Schutzgebiete „Auenverbund Lahn-Ohm“ (LSG), das Vogelschutzgebiet „Lahntal zwischen Marburg und Gießen“ und das Naturschutzgebiet „Unterm Wolfsberg“. Dort sind die seltenen Arten zu finden. Die „Gisselberger Spannweite“ hat daher als „Trittstein“ zur Vernetzung der wertvollen Lebensräume eine herausragende Bedeutung.

Die Mittel aus dem LIFE-Projekt „Living Lahn“ wurden mit Mitteln aus der hessischen Fischerei-Abgabe und dem Integrierten Klimaschutzplan 2025 (iKSP) auf insgesamt 1,8 Mio. Euro aufgestockt, um den größtmöglichen Effekt für die Natur zu erreichen. Die Flächen wurden durch die Stadt Marburg bereitgestellt.


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