DE | EN

FAQ zum LiLa-Projekt

Warum gibt es den Vertrag des LiLa-Projektes mit der EU-Kommission nicht in deutscher Sprache?

Die Projektsprache des EU-Projektes (sog. mission language) ist Englisch. Alle formalen Projektverträge und –berichte sind daher in englischer Sprache zu verfassen. Die Erstellung dieser Dokumente erfolgt aus Gründen der Effektivität und Kostenersparnis jeweils unmittelbar auf Englisch. Darüber hinaus finden sich auf der Webseite alle relevanten Informationen zum Projekt in deutscher Sprache.

 

 

Wie ist die ökologische Situation der Lahn?

An der Lahn ist sind 38 % der ehemaligen Retentionsräume (Altauen) durch Hochwasserschutzmaßnahmen, Versiegelung und Bodenmelioration verloren gegangen. Die ackerbauliche Nutzung von 33,5 % der heutigen Auen ist aufgrund des zu erwartenden Schad- und Nährstoffeintrags in die Lahn bedenklich. Die Anteile an Feuchtgebieten (0,2 %) und Wald (1,4 %) an den gesamten Auenflächen sind verschwindend gering.

Die Durchgängigkeit ist aufgrund zahlreicher Querbauwerke im Bearbeitungsgebiet der Bundeswasserstraße (29 Staustufen) zum Großteil nicht gegeben. Diese Staustufen verändern die natürlichen Fließmuster, sodass nur noch wenige frei fließende Abschnitte – meist unterhalb von Wehren - existieren. Damit hat der Fluss seinen ursprünglichen Fließgewässercharakter weitgehend verloren.

Aufgrund der Beeinträchtigungen ist der natürliche Artenreichtum verschwunden. Entsprechend sind die Gewässerabschnitte im Bearbeitungsgebiet als unbefriedigend oder schlecht eingestuft. Aus weiteren biologischen Erhebungen ergibt sich, dass insbesondere anspruchslose Arten in Bezug auf die Strömungsbedingungen (z. B. Rotauge, Döbel) dominieren. Die in den vergangenen Jahren eingeschleppten und nun gebietsweise extrem häufigen und ebenfalls eher anspruchslosen Grundeln (insbesondere Schwarzmundgrundel) aus dem Schwarzmeergebiet sind bereits in die Stauhaltungen der Lahn eingewandert. Auch die aquatischen Wirbellosen zeigen deutlich erhöhte Anteile an anspruchslosen eingewanderten Arten (Neobiota). Strömungsangepasste Arten, wie die Leitfischart Barbe, sind nur selten zu finden.

LiLa-Teilbericht „Bauwerke und Strecke“:

https://www.lila-livinglahn.de/fileadmin/files/lila/public/Actions/A1/Grundlagenermittlung/Grundlagen/Teilbericht_Bauwerke_und_Strecke/Teilbericht_Bauwerke_und_Strecke.pdf

LiLa-Teilbericht „Ökologie und Naturschutz“:

https://www.lila-livinglahn.de/fileadmin/files/lila/public/Actions/A1/Grundlagenermittlung/Grundlagen/Teilbericht_Oekologie_und_Naturschutz/Teilbericht_Oekologie_und_Naturschutz.pdf

 

Wo sind die Informationen zu den Querbauwerken an der Lahn zu finden?

Auf der Projekthomepage sind alle Informationen, vor allem die Bauwerksdaten zu jedem Querbauwerk (Schleusen, Wehre, Wasserkraftanlagen), zusammengestellt.

https://www.lila-livinglahn.de/fileadmin/files/lila/public/Actions/A1/Grundlagenermittlung/Grundlagen/Teilbericht_Bauwerke_und_Strecke/Teilbericht_Bauwerke_und_Strecke.pdf

 

Wo sind die Ergebnisse der biologischen Erhebungen an der Lahn zu finden?

Auf der Projekthomepage unter:      
https://www.lila-livinglahn.de/fileadmin/files/lila/public/Actions/A1/Grundlagenermittlung/Grundlagen/Teilbericht_Oekologie_und_Naturschutz/Teilbericht_Oekologie_und_Naturschutz.pdf

 

Welche Ziele verfolgt das Projekt LiLa-Living-Lahn?

In der Zielbeschreibung wurde vereinbart, die Lahn ökologisch aufzuwerten und gleichzeitig das Leben am Fluss lebenswerter zu machen. Möglichkeiten für die ökologische Aufwertung reichen vom Rückbau von Querbauwerken, Uferverbau und Deichen, über die Wiederanbindung künstlich abgetrennter Altarme, die Förderung extensiver Nutzungsformen, die Anlage von Auwäldern bis hin zur Renaturierung derzeit ausgebauter Gewässerabschnitte. Für Anwohner und Touristen sind ebenfalls Maßnahmen vorgesehen, insbesondere zur Verbesserung der touristischen und sportlichen Nutzung. Die mehr als 50 Ziele sind zu finden unter:
https://www.lila-livinglahn.de/massnahmen/action-a-1-lahnkonzept/zielsystem

 

 

 

 

Welche Programme stehen in Verbindung mit den Zielen des Projektes?

Die Bedeutung naturnaher und frei fließender Flüsse wird in der europäischen Umweltpolitik zunehmend anerkannt, insbesondere in der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), welche den guten Zustand Gewässer vorsieht.

2021 wurde im Rahmen des Europäischen Green Deal die EU-Biodiversitätsstrategie 2030 verabschiedet. Sie unterstreicht die Bedeutung freifließender Flüsse, indem sie u.a. das Ziel festlegte, bis 2030 mindestens 25 000 km Flusskilometer frei fließende Flussstrecke in der EU wiederherzustellen.

Das Bundesprogramm „Blaues Band Deutschland“ hat das Ziel, die Bundeswasserstraßen ökologisch aufzuwerten und einen Biotopverbund von nationaler Bedeutung zu schaffen.

Das Wassertourismuskonzept des Bundesverkehrsministeriums sieht vor, an wenig genutzten Gewässerabschnitten die Infrastruktur für eine motorlose Freizeitnutzungen („naturnahe Wasserstraßen“) auszulegen. „Der Rückbau oder Umbau von Schleusen¬ und Wehranlagen könnte dort, z. B. im Rahmen des Bundesprogramms „Blaues Band“, effektiv in Kombination mit Renaturierungen erfolgen.“ Die Lahn als Nebenwasserstraße, auf der Güterverkehr heute keine Rolle mehr spielt, bietet hier hervorragende Möglichkeiten für die Umsetzung ambitionierter ökologischer Aufwertungen unter Berücksichtigung der bestehenden Nutzungen, sodass Menschen und Natur gleichermaßen davon profitieren.

Eine wesentliche Maßnahme des Gesamtprojekts ist ein abgestimmtes Konzept zur weiteren Nutzung der Bundwasserstraße Lahn (Lahnkonzept – A1) unter Berücksichtigung der verschiedenen genannten Anforderungen aus Schifffahrt, Wasserkraft, Naturschutz, Gewässerökologie und Erholung. Diese Herangehensweise steht damit auch im Einklang mit dem Entwurf einer Nationalen Wasserstrategie, die dem Bundesumweltministerium zur Entscheidung vorliegt (Stand 08/2022). Diese fordert einen integrativen und systemischen Ansatz für die Gewässerbewirtschaftung, mit dem Ziel natürliche Wasserressourcen zu schützen und den nachhaltigen Umgang mit Wasser und Gewässerökosystemen in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen zum Wohle von Mensch und Umwelt zu verwirklichen.

 

Infos zur EU-WRRL: https://www.umweltbundesamt.de/wasserrahmenrichtlinie

Infos zur EU-Biodiversitätsstrategie 2030:

https://environment.ec.europa.eu/strategy/biodiversity-strategy-2030_de

Infos zur Nationalen Wasserstrategie: https://www.bmuv.de/themen/wasser-ressourcen-abfall/binnengewaesser/nationale-wasserstrategie

Das Wassertourismuskonzept des BMVI: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/WS/wassertourismuskonzept.pdf?__blob=publicationFile

Warum ist ein teilweiser Rückbau von Wehren eine Chance für die Lahn-Region?

 

An der Lahn wurde die Güterschifffahrt im Jahr 1981 offiziell eingestellt, somit gilt sie als „Nebenwasserstraße außerhalb des Kernnetzes“. An der Unteren Lahn (insbesondere im Mündungsraum) hat die motorisierte Freizeitschifffahrt noch eine vergleichsweise hohe Bedeutung, die flussauf auch aufgrund der Gewässertiefe deutlich abnimmt (s. Teilbericht Wasserbezogene Naherholung und Wassertourismus). Im Projektgebiet bestehen nach wie vor zahlreiche Staustufen, welche die natürlichen Fließmuster verändern, sodass erhebliche Teile der Lahn wenig bis keine Strömung mehr aufweisen; sie gleichen somit eher einem See als einem Fluß. Gleichzeitig stellt die Lahn einen bedeutenden Verbindungskorridor für einen bundesweiten Biotopverbund dar. Sie verbindet mehrere FFH- und Vogelschutzgebiete, Naturschutzgebiete sowie größere Waldlandschaften, die als Kernzonen bzw. -räume für den Biotopverbund ausgewiesen sind. Aufgrund ihres länderübergreifenden Verlaufs und ihrer Verbindung zum Rhein strahlt ihre Vernetzungsfunktion auch über die Ländergrenzen von Rheinland-Pfalz und Hessen hinaus. Das Mittelrheintal hat für flussauentypische Lebensgemeinschaften überregionale Vernetzungsfunktion. Es bildet eine Orientierungslinie für Zugvögel und bietet auf einigen Inseln wichtige Rastgebiete. Saubere, strukturreiche Gewässerabschnitte sind Laichplätze einheimischer Fischarten wie Flussneunauge und bedeutsamer Lebensraum für Wanderfische wie Maifisch, Meerneunauge und Lachs. Auch im Landesentwicklungsplan Hessen ist die Lahn als Ökologischer Verbundraum gekennzeichnet.

 

Daher sollen in LiLa - Living Lahn, die Potentiale, die der Fluss bietet, aufgegriffen werden und innerhalb eines ambitionierten Lahnkonzepts sichtbar gemacht werden. Unter Berücksichtigung der Nutzungen und Rahmenbedingungen, werden die Möglichkeiten für deutliche ökologische Verbesserunen des Flusses herausgearbeitet. Dabei wird auch geprüft, ob die einzelnen Staustufen weiterhin erforderlich sind. Sollte dies der Fall sein, ist vorrangig eine Vollumgestaltung in eine naturnahe Sohlengleite anzustreben. Nachrangig ist eine naturnahe Teilumgestaltung, ein naturnahes Umgehungsgerinne oder als letzte Konsequenz ein technischer Fischpass nach Stand der Technik vorzusehen. Falls die Staustufe nicht mehr erforderlich ist, wird ihr Rückbau geprüft.

Eine im Rahmen von LiLa- Living Lahn erschienene Studie unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass der Rückbau von Wehren nicht allein der Ökologie zugutekommt, sondern auch volkswirtschaftlich positive Auswirkungen hat, die höher sind, als ihr Erhalt.

 

Im Bericht der „Barrier Removal Strategy“, die in Zusammenhang mit der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030, steht wird das Life-Projekt LiLa- Living Lahn als wegweisendes Projekt genannt. So heißt es: „Living Lahn“ ist ein Pilotprojekt für die alternative Nutzung von Binnenwasserstraßen, die bisher vorrangig dem Schiffsverkehr den Vorrang gaben. (...) Die Wiederherstellung naturnaher Bedingungen wird den ökologischen Zustand und die biologische Vielfalt der Lahn verbessern und schafft Möglichkeiten für einen nachhaltigen Tourismus. (…) Die Erfahrungen und Konzepte die im Rahmen des Projekts entwickelt wurden, werden auf andere Regionen und Einzugsgebiete in Europa übertragbar sein.